Rhein-Erft/Köln: Einzelheiten zur Schleuser-Razzia
Veröffentlicht: Mittwoch, 17.04.2024 15:18
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat weitere Einzelheiten zum Großeinsatz gegen eine Schleuserbande bekannt gegeben. Das mutmaßliche bandenmäßige Schleusen wohlhabender Ausländer ist über ein sogenanntes «Residenz-Programm» im Internet angebahnt worden.Und das schon seit mehreren Jahren.

Im Netz werde sogar die deutsche Staatsbürgerschaft in Aussicht gestellt. Der Gesamtpreis dafür liege bei 360 000 Euro. Das Programm habe sich insbesondere an Chinesen gerichtet sowie auch an Interessierte aus dem Oman und Südafrika. Die Ermittlungen richten sich gegen 38 mutmaßliche Bandenmitglieder und fast 150 eingeschleuste Personen. Hauptbeschuldigte sind zwei Rechtsanwälte aus dem Kölner Raum. Die Aufenthaltserlaubnisse wurden auch bei den Ausländerämtern der Stadt Kerpen und des Rhein-Erft-Kreises ausgestellt.
Durchsuchungsobjekte waren neben den Kanzleiräumlichkeiten und den Wohnräumen der Beschuldigten auch die angeblichen Geschäftssitze der Scheinfirmen und die vermeintlichen Wohnsitze, darunter zwei Burgen in der Eifel. Ebenso waren die Räumlichkeiten der betroffenen Ausländerämter Gegenstand der Maßnahmen. Neben mehreren Einsatzhundertschaften der Bundespolizei waren auch Banknotenspürhunde an den Maßnahmen beteiligt. Es konnten umfangreiche Beweismittel und nicht unerhebliche Vermögenswerte gesichert werden, unter anderem ca. 210.000 Euro Bargeld. Auch wurden insgesamt 269 Bankkonten gesperrt und 31 Grundstücke mit einer Sicherungshypothek belegt.
Jahrelange Ermittlungen
Ursprung der Ermittlungen seien ein Hinweis des deutschen Konsulats aus Kanton in China sowie zahlreiche Geldwäsche-Verdachtsanzeigen durch Banken gewesen, sagte der ermittlungsleitende Staatsanwalt Hendrik Timmer am Mittwoch in Düsseldorf. Die Ermittlungen seien 2020 aufgenommen worden, aber die Tatzeiten lägen teilweise bereits in den Jahren 2016/2017. Insgesamt gebe es elf Haftbefehle, von denen zehn vollstreckt seien. Nach einer Person werde aber noch gefahndet. Sechs Beschuldigte seien bereits dem Haftrichter vorgeführt worden. Unter anderem handele es sich um Anwälte, Mitarbeiter ihrer Kanzleien und einen Mitarbeiter der Kommunalverwaltung. Von einem Großteil der 147 von der Bande geschleusten Personen sei der Aufenthaltsort derzeit nicht bekannt. Sollten sie gefunden werden, werde ihre erschlichene Aufenthaltserlaubnis unwirksam, sagte Timmer. Solange sie als Beschuldigte geführt würden und das Strafverfahren laufe, werde die Abschiebung aber ausgesetzt. Die Ermittler erhoffen sich von ihnen noch Zeugenaussagen.