Region: Aktivisten im Tunnel unter Lützerath geben auf

Fünf Tage nach Beginn der Lützrath-Räumung ist der Widerstand unmittelbar vor Ort vorbei: Die beiden Aktivisten, die zuletzt noch in einem unterirdischen Tunnel unter dem Dorf ausgeharrt hatten, sind vorhin freiwillig nach draußen gekommen.

© Radio Erft / F. Waltel

Der zuständige Energiekonzern RWE zeigte sich erleichtert, dass die aus seiner Sicht lebensbedrohliche Situation auf diese Weise beendet worden sei. Eine Rettung aus dem Tunnel gegen den angekündigten Widerstand der Personen wäre mit hohen Risiken verbunden gewesen, auch für die Rettungskräfte, hieß es.

Der Abriss der ehemaligen Siedlung soll nun in den kommenden acht bis zehn Tagen abgeschlossen werden. Neue Blockaden oder Besetzungen sind so gut wie unmöglich, das Dorf am Tagebau Garzweiler ist seit Tagen von der Polizei abgeriegelt und mit einem doppelten Zaun umgeben. Der Widerstand der Braunkohle-Gegner im rheinischen Revier geht aber weiter: Heute früh haben Aktivisten für mehrere Stunden einen Kohlebagger im Tagebau Hambach besetzt und bei Lützerath seilten sich außerdem fünf Klimaaktivisten - darunter zwei im Rollstuhl - von einer Autobahnbrücke ab. Der Verkehr auf der A 44 lief der Verkehr während der Aktion weiter, auf der Landstraße unter der Brücke ging dagegen nichts mehr.

Viele Verletzte im Rahmen der Räumung

Nach der Räumung ist eine Diskussion um die Verantwortung für die Ausschreitungen und Verletzten entbrannt. Bei der Räumung wurden nach Polizeiangaben binnen sechs Tagen mehr als 100 Beamte verletzt, davon mehr als 80 am Samstag. Aufseiten der Aktivisten und Demonstranten wurde die Zahl der Verletzten seit Beginn der Polizeiaktionen am 8. Januar auf rund 300 geschätzt, am Samstag seien es bis zu 120 verletzte Demonstranten gewesen, sagten Sprecher von „Lützerath lebt“. Die Polizei hatte am Samstag, als die Situation eskalierte, Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt. NRW-Innenminister Reul bezweifelt die von den Aktivisten genannten Zahlen, so viele hätten sich nicht behandeln lassen. Auf der anderen Seite seien auch nicht alle Polizisten von Demonstranten verletzt worden. Viele Verletzungen seien dem schlammigen Boden geschuldet. Laut Reul gab eine Absprache, an die sich einige Tausend Störer schon von Beginn an nicht gehalten hätten. Und die Veranstalter hätten nicht eingegriffen, sondern zugesehen, wie sich die Situation zugespitzt habe.

Die Polizei habe während der Räumung insgesamt 180 Strafanzeigen gestellt. So sei beispielsweise das Auto des Vermittler-Teams der Polizei angezündet worden. Ihm sei auch völlig unbegreiflich, warum sich Menschen trotz Lebensgefahr an die Abbruchkante des Tagebaus begeben hätten.

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