Rhein-Erft: Aktionstag in Lützerath - kommt zweites Hambach?

In Lützerath bei Erkelenz wollen die Klimaaktivisten am Sonntag möglichst viele Gleichgesinnte zu einem Protest-Spaziergang durchs Dorf mobilisieren. Auch die deutsche Fridays-For-Future-Frontfrau Luisa Neubauer will kommen.

© Radio Erft

Der Energiekonzern RWE will Lützerath abreißen – und das versuchen Aktivisten, die seit Monaten in dem verlassenen Weiler leben, zu verhindern. Für viele im Rhein-Erft-Kreis werden Erinnerungen an den Hambacher Forst wach. Der Hambacher Forst mit seinen uralten Baumriesen sollte 2018 für den Tagebau gerodet werden. Dagegen mobilisierte sich massiver Widerstand. Es kostete die Polizei viele Wochen und Millionen Euro die knapp 90 Baumhäuser abzumontieren und die Lager darunter aufzulösen. Ein junger Journalist starb, als er von einer Hängebrücke zwischen zwei Baumhäusern abstürzte. Als die Räumung fast geschafft war, wurde die Rodung per Gerichtsbeschluss vorläufig verboten. Der Wald steht noch heute.

Nun scheint das Ganze bei Garzweiler wieder loszugehen. Aber: es geht nicht um einen uralten Wald, sondern nur um ein paar verlassene Bauernhöfe. Und: Im Vergleich zu den Hambach-Aktivisten gelten die Bewohner von Lützerath als weniger militant. Sie werden überwiegend dem bürgerlichen Spektrum zugerechnet. Ein typischer Vertreter ist vielleicht Marten Reiß, der im November bei Thomas Gottschalk vor mehr als zehn Millionen Zuschauern Wettkönig wurde und seinen Gewinn für Lützerath zur Verfügung stellte.

Und es gibt noch einen weiteren Unterschied: die Grünen sind jetzt in der Landesregierung. Sie sagen aber mehrheitlich, dass die Kohle unter Lützerath dringend gebraucht wird. Deswegen ist die rechtliche Grundlage für den Abriss von Lützerath auch aus Sicht Vieler überzeugender als für die Räumung des Hambacher Forstes. Damals war die Aktion mit mangelndem Brandschutz der Baumhäuser begründet worden. Das Verwaltungsgericht Köln stufte dies als vorgeschoben und damit rechtswidrig ein. Die Räumung von Lützerath mit mehr als 1.000 Polizisten ist für Mitte des Monats angekündigt.

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