Köhler weint: Schwimm-Team erlebt enttäuschenden WM-Tag
Veröffentlicht: Montag, 28.07.2025 14:52

WM in Singapur
Singapur (dpa) - Mit verweinten Augen eilte Angelina Köhler durch die Interviewzone. Den Blick richtete sie starr geradeaus. Ihr sechster Platz bei der Schwimm-WM über 100 Meter Schmetterling brachte die 24-Jährige völlig aus der Fassung. Köhler, die als Titelverteidigerin angetreten war, musste erst einmal getröstet werden.
Sagen wollte oder konnte sie zunächst nichts. Der zweite Tag der Beckenwettbewerbe bei der Schwimm-WM war ein enttäuschender Tag für das deutsche Team.
Trainer Lasse Frank: «Da rollen die Tränen»
Kurz vor Köhler hatte auch schon Brustschwimmer Lucas Matzerath als zweiter Medaillenhoffnungsträger Edelmetall klar verfehlt. Der 25-Jährige wurde über 100 Meter Brust ebenfalls Sechster. Auch er zeigte sich enttäuscht, aber nicht so in Tränen aufgelöst wie Köhler.
«Direkt nach dem Rennen, da rollen die Tränen. Da ist man einfach tierisch enttäuscht - von sich selber, von dem Rennen an sich und von der Chance, die da war heute. Die Medaillen waren nicht weit weg», erklärte Köhlers Trainer Lasse Frank.
Seine beste Schwimmerin war zwar nicht als Topfavoritin ins Rennen gegangen. Ihre zuletzt schon gezeigten Leistungen hatten trotzdem Mut gemacht. In diesem Jahr war vor der WM nur die übermächtige Weltrekordlerin Gretchen Walsh (USA), die Gold holte, schneller gewesen als Köhler.
Nach Hass-Nachrichten: Köhler hatte vor der WM Sorgen
Vor der Reise nach Singapur hatte die Berlinerin allerdings auch von mentalen Belastungen berichtet. Sie hatte unter anderem die Sorge geäußert, von chinesischen Fans ausgebuht zu werden.
Köhler erzählte von Hass-Nachrichten und zugeschickten Nazi-Bildern. «Ich wurde von chinesischen Bots auf Englisch und Deutsch angegangen. Ich wurde als Nazi beschimpft und bekam Fotos mit Hitlergrüßen zugeschickt», schilderte sie im Interview der «Sport Bild». «Da hat sie ganz schön drunter gelitten, weil sie ein sehr emotionaler Mensch ist», sagte Frank.
Bei den Olympischen Spielen hatte Köhler eine Medaille als Vierte knapp verfehlt. Bronze gewann damals die Chinesin Zhang Yufei, um die es zuvor Wirbel im Zusammenhang mit Doping-Verdächtigungen gegeben hatte. Köhler hatte anschließend von einem «bitteren Beigeschmack» gesprochen, aber auch gesagt, dass die Unschuldsvermutung gelte.
«Es war alles gut. Die Zuschauer haben gejubelt. Meine Befürchtungen sind zum Glück nicht eingetreten», berichtete sie nach dem Halbfinale. In diesem qualifizierte sich Köhler als Fünfte in 56,75 Sekunden für den Endlauf. Im Finale war sie dann zwar 18 Hundertstelsekunden schneller. Zu Bronze fehlten aber noch einmal 24 Hundertstelsekunden.
Weltmeister Märtens fiebert auf der Tribüne mit
Die spannende Finalsession ließ sich auch Lukas Märtens nicht entgehen. Den Tag nach Gold über 400 Meter Freistil nutzte der 23-Jährige «zum Relaxen». Er ist jetzt Olympiasieger, Weltrekordler und Weltmeister auf seiner Paradestrecke. Die Ziele gehen ihm trotzdem nicht aus.
«Nee, ganz im Gegenteil. Ich bin ja erst 23. deswegen habe ich noch einige Jahre vor mir. LA ist natürlich das große Ziel», sagte Märtens mit Blick auf die Olympischen Spiele in Los Angeles 2028 in einem vom Deutschen Schwimm-Verband verbreiteten Video.
Seine Ex-Freundin und Magdeburger Teamkollegin Isabel Gose erlebte derweil wie Köhler und Matzerath einen enttäuschenden Tag. Über 1500 Meter Freistil schied die 23-Jährige überraschend schon im Vorlauf aus.
«Es ist ein bisschen das eingetroffen, wovor ich gestern so viel Angst hatte», sagte Gose nach ihrem Rennen, als ihr Ausscheiden noch nicht feststand. Bei der vergangenen WM hatte sie auf der Strecke noch Bronze gewonnen. «Ich glaube, dass der eigene Erwartungsdruck dann doch höher ist, als man denkt», sagt sie.
Märtens am Dienstag wieder im Einsatz
Für einen Lichtblick sorgte Luca Nik Armbruster. Für den 23-Jährigen war schon der Finaleinzug über 50 Meter Schmetterling ein Erfolg. Dort stellte er in 22,84 Sekunden einen deutschen Rekord auf und wurde geteilter Sechster.
Am Dienstag richtet sich der Blick wieder auf Märtens, der im Vorlauf über 800 Meter Freistil gefordert ist. Zudem hat Brustschwimmerin Anna Elendt über 100 Meter Podestchancen.