Knopfzelle, Magnet, Gel-Perlen: Verschlucken ist ein Notfall
Veröffentlicht: Mittwoch, 17.12.2025 12:44

Kinderärzte warnen
Bonn/Berlin (dpa/tmn) - Kleine Kinder entdecken ihre Umgebung mit dem Mund. Dabei passiert es schnell mal, dass das Erkundungsobjekt so weit in den Rachen rutscht, dass der Schluckreflex einsetzt - zack, weg.
Bei so manchem verschluckten Gegenstand können Eltern nach Absprache mit Kinderarzt oder -ärztin abwarten, bis er nach einigen Tagen am anderen Ende des Körpers wieder herauskommt. Sind allerdings Knopfzellen, Magneten oder sogenannte Wasserperlen im Kind verschwunden, ist die Kinderklinik die richtige Anlaufstelle - es drohen nämlich ernste Gesundheitsfolgen. Ein Überblick.
1. Knopfzellen können in der Speiseröhre hängenbleiben
Das Kind hat eine Knopfzelle aus LED-Teelicht, Musik-Grußkarte oder Fernbedienung gepult und verschluckt? Vor allem bei Exemplaren ab einem Durchmesser von zwei Zentimetern besteht Gefahr, dass sie in der Speiseröhre hängen bleiben, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Steckt die Batterie dort fest, kommt es durch den Kontakt mit der feuchten Schleimhaut zu einem Stromfluss. Dadurch wird eine chemische Reaktion angestoßen, die innerhalb von Minuten schwere Verätzungen verursachen kann, warnt Til Dresbach, Kindernotfallmediziner am Universitätsklinikum Bonn (UKB).
Besteht der Verdacht, dass der Nachwuchs eine Knopfzelle verschluckt hat, ist das ein Notfall. Als Erste-Hilfe-Maßnahme bis zur Ankunft im Krankenhaus eignet sich Honig - alle 10 Minuten ein Löffel. Das UKB verweist auf Studien, die zeigen konnten, dass er eine schützende Barriere zwischen dem Gewebe der Speiseröhre und der Batterie schafft. Wichtig: Im ersten Lebensjahr ist Honig für den Nachwuchs tabu - Stichwort: Säuglingsbotulismus.
Am besten ersparen sich Eltern den Schreck und sorgen dafür, dass die Kleinen Knopfzellen gar nicht erst in die Hände bekommen. Also gilt: Geräte, in denen sie drinstecken, kindersicher verschließen, rät Til Dresbach.
2. Wasserperlen quellen im Körper auf
Als Deko, als Wasserreservoir für Blumen, aber auch als sogenanntes Sensorik-Spielzeug: Sogenannte Wasserperlen enthalten Superabsorber, die Flüssigkeit binden und in Gel verwandeln. Die Perlen sind oft bunt und erinnern damit an Bonbons, wie das UK Bonn warnt. Am besten bekommen sie kleine Kinder gar nicht erst in die Finger.
Verschluckt der Nachwuchs nämlich viele oder große Wasserperlen, kann das gefährliche Folgen haben. Denn durch den Kontakt mit Flüssigkeit quellen die Perlen im Körper weiter und weiter auf - möglicherweise bis zum Hundertfachen der ursprünglichen Größe. Dadurch kann es zu einem Darmverschluss kommen, der eine Bauch-OP notwendig macht.
Übrigens: Auch das Einatmen von Wasserperlen kann lebensgefährlich werden, das Kind kann ersticken. Ein Warnzeichen dafür: Atemnot.
3. Magnete können sich im Darm anziehen
Magneten ziehen sich gegenseitig an - auch innerhalb des Körpers. Hat das Kind zwei oder mehr von ihnen geschluckt, können sie im Darmtrakt zueinanderfinden und dabei die Darmwand einklemmen. Weil die dann schlechter durchblutet wird, kann der betroffene Darmabschnitt laut UK Bonn im schlimmsten Fall absterben.
Auch hier ist eine rasche Abklärung im Krankenhaus notwendig. Meist wird dort erst einmal durch ein Röntgenbild ermittelt, wie viele Magneten im Körper sind. Anschließend können sie mithilfe eines Endoskops - eines langen, biegsamen Gummischlauchs mit einer Kamera, der in den Körper eingeführt wird - entfernt werden.


