Fehlende Assistenzsysteme in Autos: Wenn Technik zur Gefahr wird

Assistenzsysteme sollen das Autofahren sicherer machen. Doch Fehlfunktionen wie Phantombremsungen oder Spurhalteprobleme sorgen oft für Gefahren.

Der Blick auf das Cockpit in einem neuen Mercedes
© picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Moderne Autos sind mit einer Vielzahl von Assistenzsystemen ausgestattet, die das Fahren sicherer und komfortabler machen sollen. Doch in der Praxis zeigen sich immer wieder Schwächen, die nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich sein können. Eine Umfrage des Automobilclubs ACV ergab, dass vier von zehn Autofahrenden gelegentlich oder häufig Fehlfunktionen erleben. Fast jeder Vierte fühlt sich durch die Systeme sogar beeinträchtigt.

Phantombremsungen und Spurhalteprobleme

Ein besonders häufiges Problem ist die sogenannte Phantombremsung. "Das Auto bremst auf einmal aus heiterem Himmel, obwohl gar kein Hindernis vor einem auftaucht", erklärt ein Sprecher. Die Ursachen sind vielfältig: fehlerhafte Sensoren, verschmutzte oder gestörte Radarsysteme oder unübersichtliche Verkehrssituationen.

Auch der Spurhalteassistent sorgt oft für Frust. Thomas Müther vom ADAC beschreibt: "Ein häufiger Fehler sind Lenkeingriffe, weil der Spurführungsassistent Fahrbahnmarkierungen falsch erkennt, zum Beispiel in Baustellensituationen." Dabei seien Baustellen im Straßenverkehr alltäglich und ein Assistenzsystem müsse mit solchen Situationen umgehen können.

Auf dem Cockpit im Innenraum eines Fahrzeugs der chinesischen Marke Li Auto werden verschiedene Apps angezeigt.
Ein besonders häufiges Problem bei Fahrassistenten ist die sogenannte Phantombremsung. Die Ursachen sind vielfältig.© picture alliance/dpa | Johannes Neudecker
Ein besonders häufiges Problem bei Fahrassistenten ist die sogenannte Phantombremsung. Die Ursachen sind vielfältig.
© picture alliance/dpa | Johannes Neudecker

Gefährliche Folgen von Fehlfunktionen

Die Folgen solcher Fehlfunktionen können gravierend sein. "Wenn Assistenzsysteme einen Fehler machen, dann kann es sein, dass es zum Beispiel zu einem Auffahrunfall kommt, wenn das Fahrzeug sehr stark in kurzer Zeit heruntergebremst wird und der Autofahrende dahinter eben nicht damit rechnet", warnt Müther. Auch seitliche Kollisionen durch fehlerhafte Spurhalteassistenten seien möglich.

Besonders brisant: Betroffen sind laut ADAC fast alle Marken. Sogar das Kraftfahrtbundesamt hat kürzlich eine Untersuchung wegen häufiger fehlerhafter automatischer Bremsmanöver bei Tesla eingeleitet.

Vertrauen ist gut, Kontrolle bleibt besser

Trotz aller Probleme betont der ADAC, dass Assistenzsysteme mehr helfen als schaden können. "Zum Beispiel, wenn der Notbremsassistent für den Fahrer eingreift, weil der ein Hindernis übersehen hat", so Müther. Dennoch gilt: Autofahrende sollten sich nicht blind auf die Technik verlassen. "Man ist als Fahrer immer noch auch rechtlich selbst verantwortlich", erinnert der Experte. Fehlerhafte Systeme könnten schnell zu selbstverschuldeten Unfällen führen. Die Ergebnisse der Umfrage und die Berichte über Fehlfunktionen zeigen, dass die Entwicklung von Assistenzsystemen noch lange nicht abgeschlossen ist. Hersteller stehen in der Pflicht, die Technik weiter zu verbessern, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu gewährleisten.

Autoren: Thorsten Ortmann und Joachim Schultheis

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