Digitaler Nachlass: Was passiert mit unseren Daten nach dem Tod?

Der digitale Nachlass wird oft unterschätzt. Doch was passiert mit Social-Media-Accounts, Online-Banking und Co., wenn wir sterben? Ein Überblick.

Ein Mann schreibt auf der Tastatur eines Laptops.
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Was ist digitaler Nachlass?

"Digitaler Nachlass umfasst nicht nur Social-Media-Profile oder E-Mail-Konten, sondern alle elektronischen Daten und Vertragsbeziehungen zu Online-Diensten", erklärt Matthias Kaulen, zertifizierter Generationenberater. Dazu zählen auch Online-Banking, Kryptowährungen oder Abonnements bei Streaming-Diensten.

Warum ist der digitale Nachlass wichtig?

Rechtlich fällt der digitale Nachlass unter die Gesamtrechtsnachfolge (§ 1922 BGB). "Meine Erben werden automatisch Rechtsnachfolger aller Accounts und Daten", so Kaulen. Ohne klare Regelungen drohen jedoch Probleme: "Wenn niemand weiß, welche Passwörter ich habe, öffnet das Tür und Tor für Identitätsdiebstahl." Besonders bei Kryptowährungen oder Online-Bezahldiensten wie PayPal kann der Verlust von Zugangsdaten erhebliche finanzielle Folgen haben. "Ein bekanntes Beispiel ist der Unternehmer Matthew Mellon, dessen Angehörige nach seinem plötzlichen Tod keinen Zugriff auf Kryptowährungen im Wert von Hunderten Millionen Dollar hatten."

Eine aktuelle Studie von Bitkom zeigt, dass viele noch überhaupt nicht über einen Nachlass nachgedacht haben. Erst 37 Prozent haben ganz oder teilweise festgelegt, was mit Online-Konten, Profilen und Geräten nach ihrem Tod geschehen soll.

Was gehört alles dazu?

Neben Social-Media-Accounts zählen auch Online-Shopping-Accounts, Cloud-Speicher und Banking-Apps zum digitalen Nachlass. "Man sollte auch festlegen, wer später Zugriff auf die Daten haben darf", betont Kaulen. "Es können sensible Inhalte dabei sein, die nicht jeder sehen soll."

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Wertvolle Daten schützen: Ohne klare Regelungen können wichtige Informationen und Vermögenswerte unwiederbringlich verloren gehen.© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Büttner
Wertvolle Daten schützen: Ohne klare Regelungen können wichtige Informationen und Vermögenswerte unwiederbringlich verloren gehen.
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Ab wann sollte man sich kümmern?

"Ich empfehle jedem, der das Internet nutzt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen", sagt Kaulen. Spätestens mit der Volljährigkeit sei es unerlässlich. "Ab 18 dürfen Eltern nichts mehr für ihre Kinder entscheiden. Eine Vorsorgevollmacht, die auch den digitalen Nachlass regelt, ist dann sinnvoll."

Professionelle Unterstützung: Wann ist sie sinnvoll?

Die Erstellung eines digitalen Nachlasses kann komplex sein. Neben der Bestandsaufnahme sollten auch rechtliche Regelungen wie Vollmachten oder Testamente berücksichtigt werden. "Die erste Auseinandersetzung sollte man selbst machen", meint Kaulen. "Danach kann man sich professionelle Unterstützung holen, um sicherzustellen, dass nichts vergessen wird." Verbraucherzentralen oder spezialisierte Anwälte bieten hierfür Musterformulare und Beratung an.

Ein frühzeitiger Überblick und klare Regelungen helfen nicht nur den Hinterbliebenen, sondern schützen auch persönliche Daten und Vermögenswerte.

Autoren: Leo Arrighy & Joachim Schultheis

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