Impfstatus im Kreis - Landrat im Interview

Das Coronavirus und die Probleme rund um das Thema "Impfen" beschäftigen den Rhein-Erft-Kreis fast jeden Tag. Auch Landrat Frank Rock (CDU) bekommt die Diskussionen über Wirkstoff, Terminabsagen, Verimpfungen etc. mit. Wir haben dem Landrat ein paar Fragen zur aktuellen Situation gestellt - hier kommen seine Antworten!

© CDU Rhein-Erft / Frank Rock

In der vergangenen Woche war die Rede von 20 Prozent verimpften AstraZeneca-Dosen für den Kreis. Mehr als 1.000 Dosen seien nicht verimpft worden. In Köln scheint die Skepsis gegenüber AstraZeneca sehr groß zu sein. Ist diese Skepsis angesichts der Zahlen auch für den Rhein-Erft-Kreis zu beobachten?

Frank Rock (Landrat des Rhein-Erft-Kreises): Die zum Teil kritischen Berichte über den Impfstoff von AstraZeneca haben viele Menschen verunsichert – das haben wir zeitweise auch im Rhein-Erft-Kreis festgestellt. Nach allem, was ich auf der Grundlage der mir vorliegenden Informationen selbst beurteilen kann, sind die Bedenken gegen den Impfstoff allerdings nicht gerechtfertigt. Außer den üblichen Impfreaktionen wurden bei uns im Kreis keine nennenswerten Nebenwirkungen beobachtet. Mittlerweile scheint sich die Zurückhaltung auch wieder zu relativieren. Die Zahl der Impfungen mit AstraZeneca nimmt in den letzten Tagen wieder deutlich zu. Im Rhein-Erft-Kreis wurden seit Beginn der Impfungen bis einschließlich 27. Februar 2021 im Impfzentrum 3.409 AstraZeneca-Impfdosen verimpft. Bis zum gleichen Datum wurden im Vergleich 5.752 Dosen des Impfstoffes von BioNTech verabreicht, mit dem bekanntlich deutlich früher angefangen wurde zu impfen. Die Gruppe derjenigen, die nach Impfverordnung geimpft werden dürfen, wird ebenfalls zunehmend größer - denken Sie nur an die Gruppe der Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher. Auch vor diesem Hintergrund bin ich davon überzeugt, dass der komplette Impfstoff, der uns zur Verfügung steht, auch verimpft wird.

Wie schätzen Sie die Lage in Sachen Impfbereitschaft für den Kreis gerade ein?

Rock: Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie dem Personal von stationären Pflegeeinrichtungen war die Impfbereitschaft besonders hoch. Mittlerweile sind wir in diesem Bereich mit den Impfungen durch und alle verfügen nun über den vollen Impfschutz. Das war ein ganz wichtiger Schritt.

Auch in den übrigen Bereichen unserer Gesellschaft scheint mir die Impfbereitschaft hoch zu sein. Wir sind daher sehr froh, dass seit dem 1. März deutlich mehr Impfstoff ausgeliefert wird.

Was bekommen Sie von den Bürgern mit, wie die Stimmung diesbezüglich ist? Bekommen Sie Briefe, Mails oder Anrufe, in denen Ihnen die Nöte und Ängste oder eben nur die Unsicherheit geschildert wird?

Rock: Tatsächlich nehme ich die Unsicherheiten der Bürgerinnen und Bürger im Rhein-Erft-Kreis, die insbesondere in den sozialen Medien geäußert werden, täglich wahr. Aber auch in persönlichen Gesprächen erreichen mich deren Sorgen. Diese Bedenken bezogen sich aber weniger auf die Wirksamkeit von Impfstoffen als vielmehr auf die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Terminvergabe. Unsere Aufklärungskampagne und Öffentlichkeitsarbeit über wichtige Aspekte der Corona-Schutzimpfung im Rhein-Erft-Kreis hat sicherlich mit dazu beigetragen, das Vertrauen der Bevölkerung in die Schutzimpfung und die impfenden Einrichtungen zu stärken. Natürlich freue ich mich dann auch häufig positives Feedback von Geimpften zu erhalten, wie beispielsweise im Rahmen eines Leserbriefs in einer regionalen Tageszeitung Anfang März. Die Leserin berichtete über ihre durchweg positiven Erfahrungen im Impfzentrum und lobte die guten Abläufe innerhalb des Impfzentrums. Dieses Feedback gebe ich gerne an meine Mitarbeitenden und unsere Partner im Impfzentrum weiter.

Es gibt Menschen, die wollen unbedingt und so schnell wie möglich geimpft werden. Auf der anderen Seite nehmen Menschen ihren Termin nicht wahr oder machen sich erst gar keinen, weil sie den AstraZeneca-Impfstoff nicht wollen. Wie kann man gegen dieses Ungleichgewicht arbeiten? Oder anders: Braucht es eine Art Imagekampagne für diesen Impfstoff?

Rock: Ich denke die AstraZeneca-Impfung ist besser als ihr Ruf und das sollten wir deshalb auch deutlich sagen. Im Rahmen unserer Aufklärungskampagne zur Impfung im Allgemeinen versuchen wir die Unsicherheiten und Vorurteile zu minimieren.

In Fernsehshows sitzen gerade tagtäglich Experten, Virologen und Epidemiologen. Einer sprach in der vergangenen Woche von einem guten, aber nicht sehr guten Impfstoff. Er nahm auch die Begrifflichkeit "Impfstoff zweiter Klasse" in den Mund. Das ist natürlich auch ein Bärendienst. Wie geht der Rhein-Erft-Kreis dieses schwierige Thema an?

Rock: Solche Aussagen sind bedauerlich und leider Wasser auf die Mühlen derjenigen, die ohnehin gegen Impfungen sind. Die Menschen, die heute gegen die in aufwändigen Verfahren zugelassenen Impfstoffe wettern, sollten vielleicht mit der gleichen Hingabe mal die Inhaltsstoffe von extrem billigen Lebensmitteln hinterfragen. Dennoch, wir halten uns aus diesen allabendlichen Diskussionen im TV heraus und konzentrieren uns darauf, dass es hier bei uns vorangeht. Es ist unser Ziel, möglichst schnell möglichst viele Menschen zu impfen und damit vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen. Das ist für mich ganz entscheidend.

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